Umrüstung auf niedrig angereichertes Uran
Die TU München als Betreiber des Forschungsreaktor München (FRM) II will endlich umrüsten

Forscher, Ingenieure und Entwickler aus aller Welt führen mit Hilfe der Neutronenquelle im Norden Münchens jährlich an die tausend Experimente durch, um in verschiedensten wissenschaftlichen Bereichen oder für industrielle Anwendungen neue Erkenntnisse zu gewinnen. Darüber hinaus werden mit Hilfe des FRM II Krebskranke behandelt und geheilt.
Herzstück ist der Reaktorkern, der während des Betriebs mit jeweils nur einem Brennelement bestückt wird. Es ist kreisrund, gut einen Meter lang und enthält 8,1 Kilogramm hochangereichertes und damit atomwaffenfähiges Uran. Der Anteil an spaltbarem Uran-235 liegt bei bis zu 93 Prozent. Selbst der Atommüll aus Garching ist mit einem Anteil von rund 87 Prozent noch atomwaffenfähig. Der Reaktor verstößt nach Ansicht vieler Kritiker damit gegen den Atomwaffensperrvertrag, weil der die Verbreitung von atomwaffenfähigem Uran untersagt. Die US-Amerikaner haben sich in der Vergangenheit deshalb geweigert, den Reaktor mit Brennelementen zu versorgen, weshalb die Betreiber auf Brennelemente aus Russland angewiesen waren.
Die Umrüstung auf Brennelemente mit niedrig angereichertem Uran dürfte das ändern: „Die Vereinigten Staaten begrüßen die Entscheidung Deutschlands, der Technischen Universität München und des Freistaats Bayern, niedrig angereicherte Uranbrennstoffe für den FRM II-Reaktor einzuführen", betont Corey Hinderstein, Deputy Administrator for Defense Nuclear Nonproliferation der National Nuclear Security Administration des US-Energieministeriums. "Diese Entscheidung beweist ihr ernsthaftes Engagement bezüglich der Minimierung von hochangereicherten Brennstoffen und wurde erst nach Jahren der technischen Analyse möglich, um die technische Grundlage für diese historische Ankündigung zu schaffen. Die National Nuclear Security Administration des United States Department of Energy freut sich auf die weitere Zusammenarbeit mit der TUM hinsichtlich dieses Umrüstungsprojekts. Uns ist bewusst, dass eine rechtzeitige und erfolgreiche Umstellung von FRM II essentiell für die Zukunftsfähigkeit und den langfristigen Betrieb des Reaktors ist.“
Man kann den Betrieb des Forschungsreaktors grundsätzlich in Frage stellen, weil nach wie vor Uran als Rohstoff für die Herstellung der Brennelemente gebraucht wird und der Abbau von Uran die Lebensgrundlagen in den jeweiligen Bergbauregionen zerstört. Auf der anderen Seite werden mit dem Forschungsreaktor nicht nur wissenschaftliche Experimente in ganz unterschiedlichen Disziplinen durchgeführt sondern im medizinischen Bereich auch Leben verlängert. Es ist eine ethische Frage, wie dies zu gewichten ist, die an dieser Stelle nicht beantwortet werden kann.
Foto: Andreas Heddergott, TUM