Deutsch-Brasilianisches Atomabkommen kündigen!
Das deutsch-brasilianische Abkommen sieht den Bau von bis zu acht Atomkraftwerken in Brasilien unter deutscher Beteiligung vor; bis heute sind gerade einmal zwei Reaktoren, Angra 1 und Angra 2, fertig gestellt worden. Der Bau von Block Angra 3 wurde laut World Nuclear Industry Status Report 2010 begonnen, 2015 zunächst abgebrochen und 2022 wieder aufgenommen. Möglicherweise im Jahr 2028 soll Block 3 ans Netz gehen. Die Blöcke 1 und 2 befinden sich allerdings in einem teilweise maroden Zustand und sind außerdem in einem erdrutsch- und erdbebengefährdeten Gebiet gelegen. Keine der beteiligten Vertragsparteien rechnet noch mit der vollumfänglichen Realisierung der Vereinbarung, dennoch halten beide daran fest. Es wird höchste Zeit, diesen aus deutscher Sicht vollkommen aus der Zeit gefallenen Vertrag endlich zu kündigen.
Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin äußerte bereits vor zehn Jahren in einem Interview sein Unverständnis dafür, dass die deutsche Bundesregierung nach Fukushima (2011) zwar das Ende der Kernenergie im eigenen Land propagierte, an den bilateralen Atomabkommen mit anderen Ländern jedoch weiterhin festhält. Den „Ausstieg aus der Atomenergie - national wie international,“ bezeichnete er als „Lackmus-Test für eine glaubwürdige, kohärente Politik.“ Dafür sprechen auch die zahlreichen Versuche seit mehr als dreißig Jahren, dem Abkommen zwischen Brasilien und Deutschland ein Ende zu bereiten.
Gleichzeitig ist das Thema noch heute für uns in Deutschland leider viel näher als viele denken mögen - denn Deutschland hat nicht nur die AKW-Technik für Block Angra 2 und die Dauerbaustelle Angra 3 geliefert, sondern auch mit der Urenco-Zentrifugentechnologie die Grundlage für eine eigene Urananreicherung in Brasilien ermöglicht. Darüber hinaus werden aus der Urananreicherungsanlage Gronau regelmäßig angereichertes Uran sowie aus Brennelementefabrik in Lingen Brennstäbe geliefert. Die Region Münsterland liefert quasi die inhaltliche Auffüllung dieses uralten Atomabkommens.
Um das Atomabkommen zu kündigen, hat die Kooperation Brasilien (KoBra e. V.) eine Online-Petition geschaltet, die von jedem einzelnen gezeichnet und unterstützt werden kann. Je mehr Menschen mitmachen, desto höher sind die Erfolgsaussichten. Unterzeichnen sie die Petition und verbreiten Sie sie. Hier die Online-Petition.